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Aragón Beceite - 1 - Beceite 1. Lage Com. aut. Aragón; Prov. Teruel; Comarca Matarraña (Matarranya); Im katalanischsprachigen Gebiet La Franja (O-Aragon); Mitglied der freien Gemeindevereinigung Taula del Sénia. An westlichen Ausläufern der Iberischen Ketten; mediterranes Bergland. Auf Felssporn in von Bergen umgebener Senke. Floristisch und faunistisch wertvoll; interessante durch Karstprozesse und Flusserosi- on geformte Flussläufe. Am Fuß der Bergkette Puertos de Beceite (cat.: Ports de Beseit); 4 km O’ der Stadt Penyagalera-Berge Gewässer: Matarraña mit Nebenflüssen Ulldemó, Algars, Pena; entspringt in den Puertos de Beceite, ca. 100 km S’; mündet bei Fayón in den Ebro und die Sumpfebene bei Riba-roja. Konstante Wassermenge aus einem Regime mit Niederschlägen als Re- gen, seltener auch Schnee. Klima: Mediterran-montan mit Tendenz zu Trockenheit in tieferen Lagen; mittlere Jahres- temperatur 12,6 °C; jährliche Niederschläge 800,2 mm. 96,8 km² . 603 E (2004) 2. Name Beceite (kast.); Beseit (cat.) Arab. Name Bassàit von arab. Beit-Said 'Haus des Said' oder Abu Zeit (gleiche Wur- zel: Calaceite: Calat Zeit 'Burg des Zeit'), im 8. - 14. Jh. (christl.) Bet-zeit, Bezeyt. http://www.beceite.es/InternetRural/beceite/Home.nsf/0/ 497BC30637470A4AC1257850003D36B3/$FILE/Portada%20Bruno.jpg

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Aragón Beceite - 1 -

Beceite

1. LageCom. aut. Aragón; Prov. Teruel; Comarca Matarraña (Matarranya);Im katalanischsprachigen Gebiet La Franja (O-Aragon);Mitglied der freien Gemeindevereinigung Taula del Sénia.An westlichen Ausläufern der Iberischen Ketten; mediterranes Bergland.Auf Felssporn in von Bergen umgebener Senke.Floristisch und faunistisch wertvoll; interessante durch Karstprozesse und Flusserosi-

on geformte Flussläufe. Am Fuß der Bergkette Puertos de Beceite (cat.: Ports de Beseit); 4 km O’ der Stadt

Penyagalera-BergeGewässer:

Matarraña mit Nebenflüssen Ulldemó, Algars, Pena; entspringt in den Puertos deBeceite, ca. 100 km S’; mündet bei Fayón in den Ebro und die Sumpfebene beiRiba-roja. Konstante Wassermenge aus einem Regime mit Niederschlägen als Re-gen, seltener auch Schnee.

Klima:Mediterran-montan mit Tendenz zu Trockenheit in tieferen Lagen; mittlere Jahres-

temperatur 12,6 °C; jährliche Niederschläge 800,2 mm.96,8 km² .603 E (2004)

2. NameBeceite (kast.); Beseit (cat.)Arab. Name Bassàit von arab. Beit-Said 'Haus des Said' oder Abu Zeit (gleiche Wur-

zel: Calaceite: Calat Zeit 'Burg des Zeit'), im 8. - 14. Jh. (christl.) Bet-zeit, Bezeyt.

http://www.beceite.es/InternetRural/beceite/Home.nsf/0/497BC30637470A4AC1257850003D36B3/$FILE/Portada%20Bruno.jpg

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Wappen

oberer Teil: Streifenmuster des Wappens der Krone von Aragon;unterer Teil: Stier.

Wappen von Beceite

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/com-mons/thumb/c/c4/Escut_de_Beseit.svg/

348px-Escut_de_Beseit.svg.png

3. Geschichte

6.-15. Jh.

786

Mittelalter

Said, Sohn des Gouverneurs von Zaragoza Al-Husayn, erhebtsich gegen Hisam, Emir von Cordoba, Sohn von Abderramán I.;Niederschlagung durch Truppen des Emirs ⇒ Beceite unterGouverneur von Zaragoza.

8. Jh.

1118-1127

Arab. Siedlung; Anlage der Acequia Mayor 'großer Graben' (W’und N’ der Stadtmauer), wichtig für landwirtschaftliche Ent-wicklung

Zurückdrängen de Araber von Grenzlinie am Ebro zum Matar-raña durch Alfonso I.

1134

1157

Rückeroberung weiter Teile des Bajo Aragón durch Almoravi-den

Eroberung arabischer Festungen am Algars unter Graf Beren-guer IV.

1168

1175

Endgültige Eroberung der Comarca Matarraña unter König Al-fons II. von Aragon; Calatraver-Orden und Bistum Zaragoza mitWiederbesiedelung beauftragt.

Schenkung an Bistum Zaragoza, zeitweise Fam. Robert undOteyza als Feudalherren

1210 Streit über Grenzverlauf zwischen Bistümern Zaragoza und Tor-tosa ⇒ Beceite zu Zaragoza (Teil des Gebietes Peña AznarLagaia, zusammen mit Valderrobres, Fuentespalda und Refalga-ri (Mezquito; vom Bischof an den aragonesichen Grafen FortúnRobert als untergeordneten Feudalherren gegeben).

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Bevölkerungsentwicklung:1495: 108 Haushalte (≙ ca. 500 E); 18. Jh. durch Papierfabriken starkes Wachstum: 132 E (1713) → 256 E (1797), 300 E

(1800), 1832 E (1833); mit Schließung der meisten Fabriken Bevölkerungsrückgang Ende des 20. Jh.: 810 E

(1975), 733 E (1980), 654 E (1998), 608 E (2011).

Anfang13. Jh.

Während Zugehörigkeit zum Bistum Tortosa Verwaltung durchTemplerorden; Bau eines Palastes (unter Guerau de Bou), Befes-tigung der Stadt (erhalten: „Palau“), Gründung einer Kapelle inSan Bartolomé, Virgen de la Cinta in Pfarrkirche

1237

1307

Feudalherrschaft Familie Oteiza; bauliche Erweiterung in CalleLlana und Calle Doctor Fleming (Mueleta);

Pedro de Oteiza † ohne Nachkommen ⇒ Gebiet an König JaimeII., Übergabe an Bistum Zaragoza (bis 1811)

1314

14.-15. Jh.

Ansiedelung von Exil-Katharern aus Frankreich (Pyrenäen) undCastellón

Ausbau der Stadtbefestigung; Verbindung des unteren Stadtvier-tels mit oberem Teil (Palau) durch Calle Mayor.

Ende 16. Jh.

Neuzeit

Bau Ayuntamiento, Stadtviertel Vilanova und Tequeria.

17.-18. Jh. Stadtviertel San Roque, Santa Ana.

dreimal niedergebrannt (Erbfolgekrieg, napoleonische Kriege,Karlistenkrieg)

1776

Bürgerkrieg: großer Teil des kulturhistorischen Besitzes zerstört

Erste Papierfabrik (Tomás Royo)

1809

1820

Unabhängigkeitskrieg: Einmarsch französischer Truppen imMatarraña, Kämpfe zwischen franz. Truppen und spanischenGuerrillas

Beseite befreit durch spanische Truppen unter General JoaquínBlake y Joyes (span.-irische Eltern)

18. - 19. Jh.

1933

Zahlreiche Papierfabriken, 1900: 2 200 E;

Kommunistische Revolte, 114 Teilnehmer verhaftet

1960

2002

Ende der Papierindustrie, Bevölkerungsrückgang

mit 17 weiteren Gemeinden Zusammenschluss zur Comarca delMatarraña, Ziel: Aufhalten der Entvölkerung, Schaffung neuerArbeitsplätze (insbes. Tourismus)

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Spuren der arabischen Vergangenheit:Backwaren: Crespells: Borretschblätter mit Honig paniert; Casquetes: Kürbisblüten

mit Honig paniert.Sprache: Als erstesWort lernt ein Kind in den Familien in Beceite um Má zu bitten

(arab. 'Wasser')

4. Wirtschaft4.1. Landwirtschaft 34% der Erwerbstätigkeit

4.2. Industrie, Handwerk37%.

4.3. Dienstleistung30%; besonders durch den NP Puertos de Beceite.

5. Sehenswürdigkeiten

5.1. Ehemalige Papiermühlen (Molinos Papeleros)

Im Bereich von Beceite beträchtlicher Höhenunterschied im Flusslauf zwischen sei-nem Verlauf im Vall del Prat bis Beceite, dadurch und durch den konstanten Was-serfluss geeignet zum Antrieb der Mühlräder von Getreidemühlen, Ölmühlen, Tur-binen für Elektrizität, Hammerschmieden, Papiermühlen.

Fabriken bewirken bedeutenden sozialen Wandel, Bedarf an Fachkräften, Entwick-lung einer industriellen Bürgerschaft.

Wahrscheinlich schon Mitte 15. Jh. Papierfabrik im Besitz des Templerordens. 1411 Zuteilung der Rechte für „molino para paños“ 'Mühlen für Lumpen' durch Be-

nedicto XIII („Papst Luna“) an seinen Leibarzt, den „Converso“ Jerónimo de SantaFe in „Bezeyt“.

Aufschwung ab Ende 17. Jh. Berichte in Kirchenbüchern Ende 18. /Anfang 19. Jh. beschreiben „florierende Pa-

pierindustrie“. 1804 Eröffnung der letzten neuen Fabrik. Zollsteigerung auf Stoffab-fälle (Rohstoff für Papier) durch Bourbonen im 18. Jh. Anreiz für Bürger und arago-nesische sowie katalanische Unternehmer zum Unterhalt von neun Papiermühlen in

Photos: J. Stobinsky

Fábrica Noguera Molinos papelerosheute Hotel

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Beceite und vier in Valderrobres.Durch handwerkliche Produktion Garantie für gleichbleibend gute Qualität; daher

Lieferanten an – Spielkartenhersteller Heraclio Fournier (Vitoria), Transport mit Pferdewagen

dauerte 16d;– staatliche Geldscheinproduktion;– Goya, für seine Stiche;– hauptsächlich aber für die großen Verbraucherzentren in Barcelona, Valencia,

Madrid, Bilbao, die Lieferung auf Wagen dauerte manchmal mehrere Tage.Erste Fabriken hatten ein, zwei oder mehrere „tinas“ 'Bottiche' zur Herstellung des

Papierbreies, bis zur Einführung der Papierholländer (pila holandesa; mit Wasser-kraft angetriebene Maschine zur Zerkleinerung der Stoffabfälle) im 19. Jh. in allenFabriken (Verwendung bis zum Ende der Produktion 1970).

In Beceite zur Blütezeit neun Fabriken: Fábrica Cremada, Martí, Molí del Toscà, Ta-raganya, Noguera, Solfa, Morató, Batà, Pont Nou.

Zum Antrieb der Wasserräder mit dem Wasser des Matarraña System von Kanälen,Leitungen, Stauwehren, Tunnels.

Niedergang durch zu hohe Kosten für technische Erneuerungen, Verunreinigung desMatarraña-Wassers durch Chlorbleiche.

1960 Schließung der letzten Papierfabrik (Fábrica del Pont Nou).Im 20. Jh. besonders prägender Einfluss durch Fabrikantenfamilie Noguera:

– kurz nach Bürgerkrieg Beginn ihrer Aktivitäten mit Anmietung der Papierfabrikvon Taragaña (etwas oberhalb);

– 1940 Kauf der Fábrica Miró (ursprünglich Mitte 18. Jh. als Martinete de TomásRoyo Hammerschmiede (martinete; von spätlat. martellus 'Hammer' aus lat. mar-cus 'schwerer Schmiedehammer') gegründet, nach weniger als 20 Jahren in Pa-piermühle umgewandelt), wird zur Fábrica Noguera;

– danach Kauf der Fabrik in Taragaña.– 1954 erste Versuche mit Lederfaserstoff (Lederregenerat) durch Ernesto Noguera,

Beginn einer neuen, dritten Nutzungsform der Gebäude, 1960 Gründung derIndustrias del Cuero Artificial, S.L., 1968 Übernahme der letzten Papierfabrikati-onen;

– 1978 mit Schließung der Anlagen der Familie Noguera Ende der industriellenNutzung.

– 2001 neue (kulturelle) Nutzung mit Gründung der Galería de arte Antigua Fábr-ica Noguera durch Künstler Gema Noguera.

Andere Fabrikgebäude in Hotels umgewandelt.

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5.2. StadtbefestigungUrsprünglich von Stadtmauer (16. Jh.) mit sieben Toren umgeben, davon erhaltenTore Portal de Vilanova, de Sant Gregori (San Gregorio), de Carrau, de Sant Roc(San Roque), del Coll oder del Pilar, Pasaje de Vilanova.

5.2.1. Portal de San Gregorio

Alter Eingang zur Stadt (schon in arab. Zeit, Form für arabische Festungsbauten ty-pisch), hier mündet der alte Weg von Valderrobres über Collet de les Forques (Par-rizal), die Font del Pas und durch die Estiradors in die Stadt.

Wahrscheinlich 1. Viertel 14. Jh. umgebaut mit Spitzbogen im gotischen Stil durchden neuen Gebietsherrn, dem ersten Erzbischof von Zaragoza, Pedro López deLuna (1314-1345), im Schlussstein des Bogens sein Halbmond-Wappen. Aus ver-teidigungstechnischen Gründen geknickter Zugang zur Calle Llana.

Im Inneren: Capilla de San Gregorio Papa; am 9. Mai Festtag des Heiligen, Prozessi-on mit Segnung der Anbauflächen gegen Plagen, besonders Heuschrecken (lan-gosta).

Nach Ende der Verteidigungsfunktion Umnutzung der Torbauten, z.T. (wie hier) zuKapellen oder zu Wohnungen. In den Torkapellen wurden Novenen (neuntägigeAndachten) abgehalten.

Photos: H. Stobinsky

Portal de San Gregorio Innenseite mit Capilla de S. Gregorio

Wappen des „Papa Luna“

Portal mit Wohnungenüberbaut

Portal de San Roquemit Kapelle

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5.3. Rathaus (Ayuntamiento)

Am Plaza und Calle Mayor; im Zentrum der Altstadt.Einfacher gotischer Bau, Ende 16. Jh., bedeutender Bau seiner Art. Bis auf wenige

originale Teile an W-Fassade Erneuerungen nach mehreren Bränden (bes. währendKarlistenkriegen 1833-1840).

W-Seite: Ursprüngliche Frontfassade bis 18. Jh.; hier noch Teile des ursprünglichenGebäudes aus 16. Jh.:– ehemaliger Eingang (Rundbogen in halber Höhe);– Fenster, rechteckig mit Inschrift „1595“.– unten Rundbögen der alten Warenbörse (Lonja), her auch ehemaliger Kerker

(mazmorra).Im Zuge des Baus der neuen Kirche im 18. Jh. neuer Eingang zum neuen Zentral-

platz Plaza de la Constitución.Heutige Frontfassade (gegenüber Kirche):

– neuer Eingang (unter Balkon);– 1. OG (Naturstein): Sitzungssaal, Büros;– 2. OG: früher Galerie.

Straßen und Plaza mit Sandsteinpflaster (gebietstypisches Material aus Crivillén, ca.40 km W’ Beceite)

Photo: H. Stobinsky

W-Fassade: alter Eingang(Rundbogen links),

originales Fenster mit „1595“Rundbögen der Lonja

http://www.portalmatarranya.es/imgs/img5507.jpg

Fassade mit neuem Eingang

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5.4. Kerker (Presoneta) und Ortsteil Botera

Gegenüber ursprünglicher Rathausfassade.Ursprünglich Verteidigungsturm am (nicht mehr vorhandenen) Eingangsportal, Ein-

zelheiten wie Schießscharten und Reste des Bogenanfanges an Fassade zeigen Ver-teidigungscharakter.

Im 17. - 19. Jh. Verteidigungsfunktion verloren, umgewandelt in Gefängnis, beson-ders während Erstem Karlistenkrieg. Hier sperrt Karlistengeneral Cabrera dreiFrauen der Liberalen als Rache für die Erschießung seiner Mutter ein, zwei werdenin Martinet (Valderrobres) erschossen, die dritte kommt durch die Bitten ihres Va-ters frei, einem Karlisten aus Beceite. In 80ger und 90ger Jahren des 20. Jh. Umnut-zung zum Festraum und schließlich zum Touristenbüro.

Von hier, das Rathaus links und die alte Plaza rechts, geradeaus ein weiterer Verteidi-gungsturm „La Torreta“.

Der Straßenname Calle Villaclosa bedeutet 'geschlossenes Ort', der Ortsteil heißt Bo-tera. Einige Häuser haben ihre Fassade zur Plaza und früher hatten alle Einwohnerdas Zugangsrecht von ihrem Inneren zum Platz.

5.5. Pfarrkirche San Bartolomé

17. - 18. Jh., Barock; gotische Vorläuferkirche (1210), von ihr Reste an Seitenfassa-den: – am N-Teil: Säulenkapitell mit Szenen von Samson (öffnet Löwenrachen) und Da-

lila (mit Schere in der Hand)

http://www.portalmatarranya.es/

imgs/img9408.JPG

Photos: H. Stobinsky

Fassade mitBarockportal

San Bartolomé

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AT: Samson (Richter im Alten Israel) als Auserwählter Gottes mit unbezwingbarer Stärkeausgestattet (u.a. zerreißt er einen Löwen mit bloßen Händen); verliebt sich in dasPhilistermädchen Dalila, sie entlockt ihm sein Geheimnis (seine Haare dürfen nichtgeschnitten werden), er wird von den Philistern geschoren, gefangen und geblendet.Kapitell mit Szenen aus Falknerei;

– an S-Seite: ein Schlussstein im Gewölbe des Querschiffes: „Bischof mit erhobe-ner Hand, segnet die Kirche“.

Bau über mehrere Jahrzehnte, dabei Nivellierung des Geländes, Anlage der neuenPlaza, neue Fenster und Türen an den angrenzenden Gebäuden. An einem Fassa-denstein „1726“, möglicherweise Jahr der Fertigstellung.

An Fassade zwei Figuren, von salomonischen Säulen (gedrehte S.) mit Verzie-rung flankiert, in oberer Mauernische Figur San Bartolomé (1973), ursprünglicheFigur wurde wie die Altaraufsätze und der Hauptaltar 1936 zerstört (Gebäudediente als Lager).

Im Inneren beachtenswert: Ölgemälde der vier Evangelisten in Hängezwickeln derVierungskuppel.

24. August Festtag zu Ehren San Bartolomé, Schutzpatron der Stadt und San Eutro-pio; Prozession mit Bild des Heiligen; früher auch in Jahren großer Dürre herausge-holt.

Im Bürgerkrieg Speicher des Kollektivs, Gemälde und Hochaltar zerstört.

5.6. Ermita und Brücke Santa Anna

Ortseingang bei Brücke und Museum.Erwähnt bereits in Schriften von 1280; heutiges Gebäude 17. - 18. Jh., Hauptschiff

1699; Gotik-Renaissance, mehrfach verändert. Wahrscheinlich zusammen mit Brü-cke und Erweiterung des Ortsteiles Arrabal erbaut.

Einschiffig, Portal mit Rundbogen.Am nach W orientierten Kopfende architektonisch interessante Einzelheiten: Apsis

mehreckig mit fünf Seiten, Kreuzgewölbe, gotische Ölgemälde und Bilder derApostel, Evangelisten, San Miguel, la Piedad.

Die Heilige auf achteckigem Schaft des alten (gotischen) Cruz del Molinar am Brü-ckenkopf.

Santa Ana, Mutter der Heiligen Jungfrau Maria, Patronin der schwangeren Frauen,Beiname Gracia. Am 26. Juli ist der Tag der Heiligen und neun Tage zuvor betendie Einwohner von Arrabal jede Nacht; früher war das Fest von weiteren Feierlich-

Photos: J. Stobinsky

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keiten begleitet.Heute noch für Hochzeiten und Taufen genutzt.

5.7. El Palau

Palast des Territorialherrn Erzbischof von Zaragoza. Beceite war Teil des Besitzesvon Pena de Aznar Lagaya, bestehend aus Valderrobres, Fuentespalda, Torre delCompte und Mazaleón.

Am höchsten Platz des Ortes, weitgehend aus Quadersteinen; ursprünglich zwei Tür-me an O- und W-Seite eines Mittelbaues.

Im Palast zogen die Erzbischöfe den Zehnten, besonders die „primicias“ 'erste Früch-te' ein. Die neue mittelalterliche Herrschaftsordnung organisierte und leitete das Le-ben im Ort: direkt vor dem Palast lagen die Dreschplätze, seitlich davon der alteFriedhof, weiter oben der Eiskeller (nevera), dahinter die „Friginals“ (kommunaleTerrassenfelder, Futteranbau für Stallvieh).

Im 18./19. Jh. gelangen die kirchlichen Gebäude und Gelände in Privat- oder Staats-besitz.

Heute in drei Bereiche, zwei private und einen kommunalen (Asociación Cultural delPalau, Sociedad de Socorros Mutuos; kulturelle Veranstaltungen), aufgeteilt.

5.8. BrückeZwischen 15. und 16. Jh. im Zug des Bevölkerungswachstums und der Bebauung

neuer Stadtviertel (Vilanova, Sant Roc, Pilar) erbaut. Nur eine Öffnung, ca. 15 mhoch.

Steinbrücke, verhindert, dass die Bewohner bei Hochwasser abgeschnitten sind.Bis zum Bau der neuen Straße Ende 19. Jh. einziger Zugang zur Stadt.

Info-Tafel, verändert

ursprüngliches Aussehen ① Erster Turm, ② Zweiter Turm, ③ Mittelteil, ④ Privathaus, ⑤ öffentliches Gebäude, ⑥ Saetera desTurms

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5.9. El Calvario

18. Jh., restauriert 1940.An 14 Stationen entlang Weg zur Ermita Santa Bárbara, Türmchen mit Kreuz, ver-

ziert mit Darstellungen des Leidenswegs Christi. Tradition der Prozession am Karfreitag und in der Karwoche heute noch erhalten, un-

ter Verwendung von Ratschen (vermutlich Instrument arabischer Herkunft).Früher, bis zum Bürgerkrieg, jeden Sonntag während Fastenzeit Kreuzwegs-Prozessi-

on von der Kirche über den Kalvarienberg zur Ermita de Santa Ana.Auch heute am Tag des Hl. Johannes Prozession zur Ermita und Messe zu Ehren der

Heiligen.Im 20. Jh., während bedeutender Bergbauaktivität im Ort, Prozession der Bergleute

am 4. Dez. (Festtag der Santa Bárbara).

6. Natur in Umgebung6.1. See und Staumauer Stausee des Rio Pena, Nebenfluss des Matarraña.

6.2. Naturdenkmäler (Bäume)

6.2.1. Acebo (llex aquifolium L.) del Molí del ToscáZugang: Weg zur Molí del Toscá, bei Mühle. 10 m hoch, StammØ 0,92 m, KronenØ 6,50 m.Eiszeitreliktart.

6.2.2. Acebo del Port del QuintoZugang: Pista del Parrizal a 11 km, der Piste folgen bis Port del Quinto.7 m hoch, KronenØ 5 m.

6.2.3. Avellano (Corylus avellana L.) del Barranc del CorvZugang: 13,5 km Straße von Beceite → links Piste nach Arnés, hier bis Mas de Pau-

en; von hier zum Barranco del Cuervo gehen.7 m hoch, KronenØ 7 m.

6.2.4. Carrasca (Quercus ilex ssp. ballota (Desf.) Samp.) del Mas de Nicolau I+IIZugang: A-2412 bis Tunnel, → Piste nach ArnésBaum I: 17 m hoch, StammØ 1,23 m, Kronenfläche 15 m². Hohler Stamm als lagar

(?Weinkelter) genutzt.Baum II: 19 m hoch, StammØ 1,12 m, Kronenfläche 16 m².

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6.2.5. Carrasca del Mas de Pau (Quercus ilex ssp. (Desf.) Samp.) Zugang: 13,5 km Straße von Beceite → links Piste nach Arnés, hier bis Mas de Pau.16 m hoch, StammØ 0,98 m, Kronenfläche 14 m².

6.2.6. Enebro (Juniperus oxycedrus. L.) de la Solana de la Chicharra7 m hoch, StammØ 0,36 m, Kronenfläche 7 m².

6.2.7. Pi (Pinus nigra Arnold) de MatapaellesZugang: Piste von Parrizal → Piste bis Port del Quinto.18 m hoch, Stammumfang 4 m, KronenØ 18 m.

6.2.8. Pino (Pinus nigra Arnold) de La Pala de la Mola21 m hoch, StammØ 0,88 m, Kronenfläche 10 m².

6.2.9. Pino (Pinus halepensis Mill.) de Las Marradas18 m hoch, StammØ 0,82 m, Kronenfläche 11 m².

6.2.10. El Robre (Quercus faginea Lam.) del Mas de PauValderrobres: Straße ⇒Beceite, nach Tunnel Puente Nuevo, erste Piste engravada

links, bis Wegweiser, zerst zum Carrasca de Micolau, danach zum Roble del Masde Pau am Rio Algars. Letzte 2-3 km nur Fuß möglich.

19 m hoch, KronenØ 18 m.

6.2.11. Sabina Negra (Juniperus phoenicea L.) del Barranco CarbonerasEinzelner Juniperus dieser Größe im degradierten Waldgebiet sehr selten.6 m hoch, Stammumfang 1,25 m, KronenØ 6 m.

6.2.12. Tejo (Taxus baccata L.) del Barranc del Corv I + III: 11 m hoch, StammØ 1,18 m, Kronenfläche 12 m².II: 9 m hoch, StammØ 0,70 m, Kronenfläche 7 m².

6.3. Barranco Río UlldemóEingeschnitten in Kalkgestein und Konglomerat; schlängelnder Verlauf, zahlreiche

Becken (tolls), eindrucksvolle moles rocosas am Rand.

6.4. El Parrisal

Photos: J. Stobinsky

Engstelle Steilwände im Matarraña-Talhttp://

www.portalmatarranya.es/imgs/img9209.jpg

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Von Beceite ⇒ S (Massiv Puertos de Beceite); ca. 4 km (asphaltierte Straße, Pkw,auch Rad) bis ℗ (ehem. Mina del Parrizal), zu Fuß weiter, erste Engstelle nach ca.0,5 km; weiter je nach Wasserstand z.T. im Wasser waten.

Canyonartige Verengungen (estrets), z.T. nur ca. 1,5 m breit, Wände ca. 60 m hoch.Matarraña im Oberlauf mehrere Engstellen, im oberen Teil turriculares Formen (gu-

bies), dazu Höhlen, Ausmuldungen, Wasserzuflüsse; reiche Flora und Fauna.

7. Sehenswürdigkeiten in Umgebung

7.1. Felsmalereien (Pinturas rupestres de la Fenellassa)

An Straße nach Parrisal (s. 5.4.)Teil neu entdeckter Felsmalereien (1966, Carlos Forcadell) im Verband der Malerei-

en in der Comarca del Matarraña, einzige davon zur Besichtigung.Malereien der arte rupestre esquemático: Symbolische und abstrakte Darstellungen

(Tiere, Menschen, Abstraktes); Bronzezeit (3 500 v. Chr.), sesshafte Bevölkerung(Bauern, Viehzüchter).

Weitere Fundorte: Cueva del Mas del Abogat (Calaceite); Cueva de la Font de laBernarda, Gascons, Roca dels Moros (Cretas); Caídas del Salbime, Secans, Puntadel Alcañizano (Mazaleón); Figuerals (Fuentespalda).

7.2. Festung aus Karlistenkriegen (Fortín carlista)Im Matarraña-Tal (Parrisal)

Photo: H. Stobinsky

http://www.enciclopedia-aragonesa.com/img/grandes/

31422.jpg

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8. Touristische Hinweise

8.1. Wohnmobil-StellplatzÜbernachtung auf großem ℗ vor Ortseingang möglich. Brunnen bei Ermita Santa

Ana.

Quellen:1. http://en.wikipedia.org/wiki/Beceite2. http://www.beceite.es/InternetRural/beceite/home.nsf/documento/los_moli-

nos_de_beceite3. http://www.portalmatarranya.es/fichaent.php?id=1824. http://www.enciclopedia-aragonesa.com5. http://fabricadesolfa.com/blog/apuntes-historicos-de-beceite-beseit