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06.-09. MAI 2009www.festival4020.at
VORWORT
FOLK SONGS
SONG BOOK/BUCH DER LIEDER
FLÜSTERN, SCHREIEN, VERSTUMMEN
OLD AND NEW OLD SONGS
AUFFÜHRUNGSORTE
[4-5][7-13]
[15-21]
[23-29][31-37]
[38-39]
04
song, 1. das Lied, der Gesang; (lyrisches) Gedicht; be in ( full) -, (laut) singen (of birds); burst into, zu singen anfangen; drin-king - ; das Trinklied; give a - ; ein Lied singen or zum Besten geben; for a mere (or an old) - ;um einen Pappenstiel; spott-billig; - of joy, der Freuden-gesang; (coll.) nothing to make a – about, gar nicht wichtig, nichts Wichtiges; part -, mehr-stimmiges Lied; (coll.) plug a - , ein Lied ewig wiederholen; - of Solomon or of Songs, das Hohelied (Salomonis), - bird, s. der Singvogel; - book, s. das Gesangbuch, Liederbuch; (coll.) –hit, s. der (Lied) Schla-ger; - ster, s. der Sänger; Sing-vogel; (fig.) Dichter; - stres, s. die Sängerin (lt. Cassel’s German & English Dictionary, based on the editions by Karl Breul, completely revised and re-edited by Harold E. Bette-ridge – London 1957)
Im oberösterreichischen Dialekt ist das Motto, dem sich das Festival 4020 heuer in seinem ersten Durchgang widmen wird (der zweite wird sich vom 5. – 8. No-vember 09 mit ‚GOTT’ befassen), ganz anders lesbar als im Englischen: ‚Sogn’ – eben als ‚Song’ ausgesprochen, bedeutet ‚sagen – etwas erzählen’. Und um er-zählende Musik wird es gehen: um die Verbindung von Melodien und Sprache(n), um die Verschränkung von literarischen Texten mit klanglichen Texturen, um Geschichten, die sich mit Worten und solche, die sich mit Tönen erzählen las-sen. Wie man unschwer erkennen kann, beinhaltet das Erzählen auch das Zählen. SONG hat damit auch viel mit Zählen im Sinne von Rhythmisieren, Teilen, Ein-teilen und Wiederholen zu tun, wie es in jeglicher Art von Volksmusiken aus allen Himmelsrichtungen schon gleich nach den ersten Takten hörbar wird. Und – im gewollt umgekehrten Sinn bei der zeitgenössischen Musik - damit, wie sich alte Proportionen verändern und verschieben und neue entdecken ließen, wie bewährte Grammatiken und Klangsprachen umgeschrieben, neu gedeutet, verändert, ver-fremdet werden können.
Es geht also um das uralte Thema des Lieds und der menschlichen Stimme in allen ihren Facetten, Gestalten und Gestaltungsmöglichkeiten. Und so reicht der SONG Bogen von den ‚Folk Songs’ Luciano Berios (1925-2003) über zeitgenössische Annäherungen an das romantische Kunstlied Franz Schuberts, von der filigranen Gesangskunst der Renaissance, wie sie bei Barbara Strozzi (1619-1677) und, frü-her, beim unvergleichlichen Großmeister der Melancholie, beim englischen Re-naissancekomponisten John Dowland (1563-1626) ihre Blüte entfaltete, bis zur virtuos kreativen Anarchie und Vielsprachigkeit der freien Vokalimprovisation.
Peter LeischKünstlerischer Leiter
05
MITTWOCH, 6. MAI 2009
FOLK SONGS+ Ensemble09+ Beñat Achiary Recital+ Rotzglockner (UA)
07
Fotonachweis: Gerda Lischka
Gerda Lischka, MezzosopranJohannes Flieder, ViolaElisabeth Bauer, VioloncelloIldiko Deak, FlöteKathrin Moser, KlarinetteWerner Karlinger, HarfeCheng Chan, PerkussionDaniel Carlberg, Leitung
Luciano Berio Folk Songs f. Mezzo Sopran + 7 Instrumente
Der 1964 komponierte Lieder-Zyklus besteht aus Arrangements traditioneller Volksmusik aus den USA, Armenien, Aserbeidschan, Italien und Frankreich, aber auch aus ‚unechten’, von Berio mit feiner Ironie gefälschten und frei erfundenen Melodien, die der Komponist alten Textvorlagen neu zuord-nete. Die daraus entstehenden ‚Volkslieder’ sind zwar aus den unterschiedlichsten weltmusi-kalischen Quellen inspiriert, bleiben aber geographisch nicht wirklich zuordenbar: eingängige Melodien vermeintlich vertrauter
Weltgegenden, die aber nur im Kopf des Künstlers und der Zuhörer existieren. Im wesentlichen ging es Luciano Berio, der den Zyklus 1949 als Vierund-zwanzigjähriger für eine damals völlig unbekannte amerikanische Fulbright Stipendiatin namens Ca-thy Berberian schrieb, aber um eine Hommage, die nicht nur Berberians prachtvoller und einzigartiger Stimme galt sondern ihr selbst. Das von ihm dabei
neu überarbeitete alte Genueser Volkslied ‚La Donna Ideale’ legt nahe, eine Frau aus guter Fami-lie, mit guten Manieren, gutem Aussehen und einer guten Mit-gift sich um Gottes Willen nicht entgehen zu lassen. Berio war damals weise genug, diesen Rat-schlag ernst zu nehmen.
09
BrucknerhausMittlerer Saal
19.00 Uhr
EnsEmBlE09
Fotonachweis: Beñat Achiary
Beñat Achiary, Gesang Philippe de Eczurra, Akkordeon
Schon seltsam: So präsent das Thema Baskenland in den Medien ist, so wenig weiß man im Grunde über diese Region. Die Bomben der ETA hüllen das Land hinsichtlich der medialen Wahrnehmung gleichsam in schwer durchdringbaren Pulverdampf, sie übertönen auch das reiche Repertoire an Klän-gen, das diese Menschen hervorgebracht haben. Die Wurzeln traditioneller baskischer Musik hätten nichts mit den Grundlagen europäischer Kunstmu-sik zu tun, so betont einer, des es wissen muss: Beñat Achiary. Der 60-jährige, aus dem (kleineren) fran-zösischen Teil des Baskenlands stammende Sänger ist der international bekannteste Musiker seiner Kultur: Einer, der die breite Palette an Liedformen beherrscht, deren gemeinsamer Nenner mikrotonale Intervallik und ein charakteristisches Nahe-verhältnis von Text und Klang ist. Beñat Achiary ist Verkörperung und Botschafter dieser Traditio-
nen – und doch auch mehr: Über Vermittlung des französischen Saxofonisten Michel Doneda fand Achiary bereits in den 80er-Jahre Zugang zur frei improvisierenden europäischen Szene: Kollabora-tionen mit den Free-Jazz-Bassisten Kent Carter und Paul Rogers stehen zu Buche, ebenso die Partizi-pation am Noise-Rock-Trio „Etage 34“. Für Beñat Achiary sind derlei Genres nur zwei Seiten ein und desselben Strebens nach unmittelbarem Ausdruck, denn: „Ich singe seit dem Tag, an dem ich geboren wurde.“ (Andreas Felber)
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BrucknerhausMittlerer Saal
20.00 Uhr
BEñat achiary rEcital
Fotonachweis: Max Nagl
+ FOTO PILAR
Vokalensemble 4tunes:Christa Druckenthaner, SopranGerti Knapp, AltHerbert Riedler, TenorHermann Neuböck, Bass
Martin Mallaun, ZitherJosef Novotny, Klavier, ElektronikBerndt Thurner, SchlagwerkMax Nagl, Holzblasinstrumente, Komposition (Auftrag Festival 4020)Walter Pilar, Text, Recitation
Mit dem aus dem Thomas Bernhardischen Ohls-dorf gebürtigen, in Wien lebenden Saxophonisten Max Nagl und dem Linzer Schriftsteller Walter Pi-lar treffen zwei Künstlercharaktere von ebenso ex-quisitem wie unbeirrbarem Eigensinn und Origina-lität aufeinander . Ersterer: einer der vielseitigsten Instrumentalisten, Tonsetzer und Improvisatoren des Landes, im Jazz eine Musikerpersönlichkeit von internationalem Rang. Letzterer: querköpfi-ger Schriftsteller, ‚skurrealer’ Sprachakrobat und Gesamtkunstwerker - ín seinen eigenen Worten genauer: „KunstWandwerker & Rauminstallatör“. In der Nachfolge, aber auch im lustvoll vergrübel-ten Widerspruch zu den ober-österreichischen Landesikonen Franz Stelzhamer, Adalbert Stif-ter, Alfred Kubin und Thomas Bernhard.Ein Künstler, in dessen Werk sich Autobiographisches und Einflüsse aus allen mög-lichen europäischen Regionen und Orten zwischen Litauen,
Böhmisch Krumau/Český Krumlov und seinem Geburtsort Ebensee so widerborstig wie kunstvoll und poetisch verschränken. Seine für unser Festival vertonten Gedichte haben ihre Wurzeln in den di-alektalen Verwerfungen, Redensarten und sprach-lichen Fallgruben des Salzkammerguts um den Traunsee. Ihren charaktervollen, vom böhmischen Wind her bemoosten Stamm mit seinem krönen-den Blattwerk hat aber auch der Genius loci von Linz mitgeformt. Dem schenkt Pilar als gestande-ner „Berg-Urfahraner“ seinen ebenso akribischen, Detail besessenen wie unbestechlichen Blick: Zeu-ge, Protokollführer, Chronist und strenger Gour-
metkritiker der ihm zu Füßen brodelnden ‚Linzen-Suppe’. In diesem Sinne: freuen wir uns auf Naglisch-Pilareske Alperer, Jod-ler und Echos hoch vom ‚Rotz-glockner’ her!
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BrucknerhausMittlerer Saal
21.30 Uhr
rotzglocknEr (UA, Auftrag Festival 4020)
DONNERSTAG, 7. MAI 2009
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SONG BOOK/BUCH DER LIEDER+ Liedertafel: Komponisten im Gespräch+ Trio ACCANTO+ Träume erzählen (UA)
Fotonachweis: Bernhard Lang, Rudolf Jungwirth, Erich Wolfgang Skwara
Werkstattgespräch mit Bernhard Lang (Liederzyklus „Song Book“), Rudolf Jungwirth und Erich Wolfgang Skwara (4020 Auftragswerk und Uraufführung „Träume erzählen“).Peter Leisch, Moderation
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restaurant anklang18.00 Uhr
‚liEdErtafEl’: Komponisten im Gespräch
Neben einer Kurzeinführung in die an diesem Abend aufgeführten Kompositionen werden auch deren Entstehungsgeschichte(n) und die unterschiedlichen künstlerischen Zugänge zum Festivalthema „SONG“ angesprochen. Im Rückblick auf historische wie auf rezentere und aktuelle musikalische Inspirationsquel-len und Wahlverwandtschaften. Von Franz Schubert bis Bob Dylan. Von der Liedertafel Idylle des öster-reichischen Biedermeier bis zum Scherben Einsammeln verblassender Kindheitserinnerungen zwischen Unschuld und Erfahrung. Vom Nachklang der Romantik bis zum zershredderten Geräuschmaterial in der Endlosschleife.
Fotonachweis: Trio Accanto
Christian Dierstein, Schlagzeug Yukiko Sugawara, KlavierMarcus Weiss, Saxophon Agata Zubel, Mezzosopran
Beat Furrer Voicelessness (The Snow has no Voice) (1986) Helmut Lachenmann Sakura mit Berliner Luft (2008)Jens Joneleit, UNSUNG für Sopran, Bariton Saxophon, Klavier und Schlagzeug (2008,UA)Bernhard Lang, DW 16 ‚Song Book’ für Stimme, Saxophon, Keyboards und Schlagzeug (2004)
Im späten Nachklang und als verfremdetes, gebro-chenes Echo romantischer Liedschöpfungen wird das Schweizer ‚Trio ACCANTO’ ein Schlüssel-werk eines der international renommiertesten ös-terreichischen Komponisten zu Gehör bringen: das ‚Song Book’ des gebürtigen Linzers Bernhard Lang (*1957). Neben Gedichten von Robert Creeley und experimentellen Texten Dieter Sperls waren vor allem Popsongs der Ausgangs-punkt von Langs umfassenden Liederzyklus. Klassiker wie Dylans ‚All Along the Watchto-wer’, eine intime Liebesballade des Singer/Songwriters Peter Hammill oder die düster archa-ische ‚Burning Sister’ der deut-schen Psychedelic Band Amon
Düül II , in dem eine LSD Vision besungen wird. Sie alle waren Wegmarken aus Langs persönlichen Klangarchiven und Hörerfahrungen, die durch die elektronische Shreddermaschine gezogen, zer-trümmert und neu zusammengefügt werden: Split-ter eines Spiegels, die „die Originale als Vielheit reflektieren“. Kurze Kompositionen Jens Joneleits (D), des in Wien lebenden Schweizer Komponis-
ten Beat Furrer und Helmut La-chenmanns ergänzen und kon-terkarieren Langs Liederzyklus mit aktuellen zeitgenössischen Positionen.
19
BrucknerhausMittlerer Saal
19.00 Uhr
trio accanto
Fotonachweis: Alois Mühlbacher
Alois Mühlbacher, Knabensopran (St.Florianer Sängerknaben)Andreas Lebeda, BaritonWeiping Lin, Violine
Erich Wolfgang Skwara, Rezitation, TextRudolf Jungwirth, Komposition
Der Verbindung von erzählender Literatur und Musik widmet sich ein Projekt um die so melan-cholischen wie schwelgerisch morbiden Jugender-innerungen des in den USA lebenden Salzburger Romanciers Erich Wolfgang Skwara, In der ös-terreichischen Literatur nimmt Skwara als unste-ter Wanderer zwischen den USA und Europa, als zwischen San Diego, Paris, Florenz und Salzburg pendelnder Literaturwissenschaftler eine Außen-seiterrolle ein, die sich über die Jahre nicht nur aus der geographischen Randlage seines kalifornischen Hauptwohnsitzes ergeben hat. In seinen Essays und Beiträgen setzte sich Skwara immer wieder kritisch und konsequent mit der ihn bedrückenden kulturel-len und politischen Situation seiner alten Heimat auseinander. Ebensowenig zögerte er aber auch, Abgründe und verdrängte Seiten seiner amerikani-schen Wahlheimat schonungslos zu hinterfragen, so in einer furio-sen Polemik aus Anlass der Inva-sion und Besetzung des Irak. Ein unbequemer, einzelgängerischer Querdenker und -schreiber also, der gegen den Mainstream einer aggressiven Homogenisierung und Medialisierung der Kulturen
anzuschreiben versucht. Hier ist Skwara durchaus mit Peter Handke vergleichbar, den er zu seinen engsten schriftstellerischen Weggefährten und Freunden zählt.
Sein autobiographisch inspirierter Text ‚Träume erzählen’ wendet sich an eine Kindheit im Salzburg der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu-rück. Er kreist um das Thema der Sehnsucht, einer ersten, noch unausgesprochenen homoerotischen Schwärmerei für einen Mitschüler, um Fernweh und heimatliche Enge, um Tod und Vergessen. Al-ternierend mit Teilen dieser als musikalische Suite angelegten Erzählung verschränkt, steht die Verto-nung eines Gedichtszyklus des englischen Dich-tervisionärs William Blake (1757 – 1827) durch den Linzer Komponisten Rudolf Jungwirth, die
vom Festival in Auftrag gegeben wurde. Blakes ‚Songs of Inno-cence and Experience’ werden in der gewiss wenig alltäglichen Verbindung von Gesang und Vi-oline zu hören sein: die ‚Lieder der Unschuld’ wird ein Knaben-sopran, jene der ‚Erfahrung’ ein Bariton interpretieren.21
träumE ErzählEn: O Rose, Thou Art Sick! (UA, Auftrag Festival 4020)
BrucknerhausMittlerer Saal
21.30 Uhr
FREITAG, 8. MAI 2009
+ Donatienne Michel-Dansac+ Dust (2007)+ Songlines
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Fotonachweis: Donatienne Michel-Dansac
Donatienne Michel-Dansac, SopranGeorge Aperghis 14 Récitations
Die Grundidee der 14 Récitations besteht darin, Silben und Phoneme so zu verwenden, als seien es Noten oder Tonhöhen. Anstatt Melodien nur mit un-terschiedlichen Tonhöhen zu kreieren, arbeitet der Komponist mit Silben und Phonemen, den Baustei-nen unserer Sprache. Jedes der 14 Stücke entfaltet ein relativ einfaches musikalisches Problem, das jedoch sehr schwierig umzusetzen ist. Und genau diese Schwierigkeiten und Spannungen, die sich aus der technischen Komplexität der Partitur erge-ben, führen zu interessanten musikalischen und the-atralen Situationen. Die Performance der Sängerin, das, was die Partitur mit ihr macht bzw. ihr antut, ist ein wichtiger Teil des Ganzen. Ein Beispiel: Im letzten Stück besteht die Aufgabe darin, den Text in einem bestimmten Rhythmus zu sprechen. Die Sängerin holt tief Luft und spricht den gesamten Text, ohne nochmals zu atmen. Das führt am Ende des Stücks natürlicherweise zu einer Atem-not, einer Atemnot, die uns Zu-schauer unwillkürlich an etwas Bedeutsames, vielleicht sogar
Tragisches denken lässt, das dieser Frau zugesto-ßen sein muss – doch in Wirklichkeit ist dies ganz einfach die Folge einer technischen Vorgabe.Ähnliche technische Hindernisse werden in allen 14 Récitations sehr bewusst angewandt. Die Reihen-folgen der Silben, der Verlauf der Klangfarben, die Kombination vokaler Ausdrücke bilden eine Hürde und sind schwer umzusetzen, und diese Schwie-rigkeiten erzeugen wiederum jene Situationen, die das Stück ausmachen. Wir sehen und hören eine Sängerin, die die Vorgaben der Partitur ausführt, aber gleichzeitig erleben wir jemanden, der nicht richtig sprechen kann, jemanden, der sehr nervös, rastlos oder gehetzt ist. Dies ist die menschliche Dimension dieser Stücke. Wir sehen Menschen in
ihrem täglichen Lebenskampf, Menschen mit Problemen, sich auszudrücken – flüchtige men-tale Portraits en miniature. Eine freie Assoziationskette kleiner Geschichten, wie sie unser Geist nun einmal hervorbringt. (Geor-ge Aperghis)
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architekturforumAFO
19.00 Uhr
donatiEnnE michEl-dansacSolo Recital
Fotonachweis: Amanda Stewart
Amanda Stewart, Stimme, TextStephan Froleyks, Selbstbauinstrumente
Die australische Sprachperformerin Amanda Ste-wart arbeitet genreübergreifend mit Komponisten und Tänzern, Filmern und experimentellen Medi-enkünstlern zusammen. ihre Zusammenarbeit mit dem deutschen Multiinstrumentalisten und Impro-visationsmusiker Stephan Froleyks hat sich über mittlerweile bereits sieben Jahre zu einem kom-plexen Kosmos von klanglichen, gestischen und sprachlichen Interaktionen entwickelt. Das Stück ‚Dust’ besteht aus kleinen bis kleinsten Ton- und Sprachpartikeln, die immer nur über kurze Zeit-räume bestehen, bevor sie wieder in zerbrechliche Durchgangswelten entschwinden und so gewisser-maßen zu Staub werden. Stewart setzt dies mit Hilfe aufwändiger und bis ins letzte Detail durch-dachter Mikrofonierungen, mit subtilen Halleffekten, elektro-akustischen Projektionen und di-gitalen Stimmverfremdungen in Szene, Stefan Froleyks mit einer ganzen Palette von Selbstbauin-
strumenten. So etwa mit einem Perkussionsbord, das sich aus einer Vielzahl von Messern aller Ar-ten zusammensetzt oder mit seinen fast skulptural anmutenden ,übermannsgroßen Blasinstrumenten, die nicht nur akustisch sondern auch optisch einen hintergründigen Charme entfalten.
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architekturforumAFO
20.30 Uhr
dust (2007) für Selbstbauinstrumente, verstärkte Stimme und Text
Fotonachweis: Judith Ramerstorfer, Andrej Serkov
Judith Ramerstorfer, SopranAndrej Serkov, Akkordeon
Ada Gentile (*1947) Notti di gatto (Text: Franzina Anvona) (UA/Auftrag Festival 4020)Younghi Pagh-Paan (*1945) ma-am für Frauenstimme solo mit Claves (1990)Olga Neuwirth (*1968) Nova/Minraud für Sopran u. elektronische Zuspielung (1998) Judith Varga (*1979) Life für Sopran und AkkordeonLudmilla Samodayewa Noli me tangere für Sopran und Akkordeon (1998)
Fünf Komponistinnen aus Italien, Korea, Ungarn, der Ukraine und Österreich hat Judith Ramerstor-fer ihr Recital gewidmet, fünf sehr unterschiedli-che künstlerische Positionen und Orientierungen im Umgang mit Stimme und Sprache werden hier zum Ausdruck kommen. So hat sich Olga Neuwirth [ www.olganeuwirth.at ] neben Texten Elfriede Je-lineks immer sehr bewusst von literarischen Vor-lagen inspirieren lassen. In ihrem Stück ‚Nova/Minraud’ von William Burroughs, einer Ikone der amerikanischen Beat Poetry, dem Chronisten dro-geninduzierter Trancezustände, paranoider Zwischen welten, intergalaktischer Verschwörun-gen und höchst irdischer Exzesse und Abstürze im Aussteiger- und Künstlermilieu. Flüstern, Schreie, Röcheln, Hauchen. Satzfragmente, halluzinatorische Gedankenfluchten. Alles ist Ma-
terial für Neuwirths Interpretation jener extremen Befindlichkeiten, Wahrnehmungen und Gefühle, die Burroughs Reisen ins schwarze Herz der Wirk-lichkeit zu Grunde liegen. Wie in dessen Cut Up Texten werden verschiedene akustische Fundstü-cke ins Zuspielband montiert: Nachrichtensprecher, Pidgin English Stimmfetzen, ein paar Partikel 50er Jahre Filmmusik. Diametral anders dann die Ansät-ze Younghi Pagh-Paans, die vokale Traditionen ih-rer koreanischen Heimat zum Bezugspunkt nimmt und für ‚ma-am’ auratische Wörter und Phoneme
verwendet. Und noch einmal ge-wendet die römische Komponis-tin Ada Gentile [ www.adagenti-le.it ], die ihr Stück exakt auf die Stimme der Sängerin und deren Instrumentalpartner, den ukrai-nischen Akkordeonisten Andrej Serkov, abstimmt und klanglich ‚maßschneidert’.29
architekturforumAFO
22.00 Uhr
songlinEs
SAMSTAG, 9. MAI 2009
+ La Virtuosissima Cantatrice+ My Dowland+ Cantari, cantari...
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OLD AND NEW OLD SONGS
Fotonachweis: La Bella Discordia
Maria Skiba, Sopran Reinhild Waldek, HarfeFrank Pschichholz, Theorbe, ChitarroneGerd Amelung, Virginal
Die Linzer Harfenistin Reinhild Waldek und ihr internationales Ensemble La Bella Discordia wird mit einer Hommage an die Renaissance Kompo-nistin Barbara Strozzi den Abend eröffnen. Ein musikalisches Portrait einer Frau, die in einer reinen Männerdomäne ihre Spuren hinterlassen hat und erst vor wenigen Jahrzehnten im Zug der Renaissance der Alten Musik als kongeniale Künstlerkollegin Monteverdis wieder entdeckt worden ist. Barbara Caterina Strozzi wurde 1619 in Venedig geboren. Als Tochter des Dich-ters Giulio Strozzi gehörte sie zu einer der einflußreichsten Fami-lien Venedigs und kam schon als
junge Frau mit den größten Dichtern, Philosophen und Musikern ihrer Zeit in Berührung. 1634 trat sie erstmals als Sängerin in den Zusammenkünften der Accademia degli Incogniti in Erscheinung. Ab 1637 war sie die dominierende Persönlichkeit der Accademia degli Unisoni. Von ihrer außerordent-lichen Gesangskunst („La Virtuosissima Cantat-
rice“) zeugen Zeitgenossen in Berichten und die über hundert erhaltenen Werke.
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dombücherei18.00 Uhr
la Virtuosissima cantatricELa Bella Discordia
Fotonachweis: Burkhard Stangl
Burkhard Stangl, Gitarren, Elektronik, KompositionBernhard Landauer, CountertenorJohn Butcher, Saxophone, FeedbacksAngélica Castelló, Bassblockflöten, ElektronikDieb13, Turntables, ElektronikEva Reiter, Viola da Gamba, BassblockflötenBilly Roisz, Elektronik, VisualsAlfred Reiter, Tontechnik
Für sein Ensemble Extended Heritage, das neben Elektronik, Turntables u.a.m. auch mit Kontrabass-blockflöten und Viola da Gamba besetzt ist, kom-ponierte der E-Gitarrist Burkhard Stangl 2006 das fast einstündige Stück „My Dowland“ als eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem berühm-ten Lautenisten und Komponisten des elisabethani-schen Zeitalters. Durch die vom Festival 4020 nun gegebene Möglichkeit, mit dem Altisten Bernhard Landauer zu-sammen zu arbeiten, wird „My Dowland“ hier in einer neuen Fassung präsentiert. Die Kompo-sition bezieht konkrete Dowland-Werke mit ein, versucht aber vor allem das Atmosphärische von Dowlands kunstvoll und filigran
ausgestalteten Lautenliedern mit einer zeitgenössi-schen Musiksprache einzufangen: Weltentrücktheit und Weltabgeschiedenheit inmitten prallen Le-bens und realistischer Weltwahrnehmung: Liebe, Tod, Sehnsucht, Abschied, Unerfülltheit, Warten-Können, Gelingen, Einsamkeit. “Man kennt das Gefühl, das man nicht kennt.” Imaginierte Seelen-verwandtschaft und ein - aus ferner Märchenzeit
herüberströmendes - Erinne-rungsrauschen als Befragung des Heutigen.
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cembran keller20.00 Uhr
my dowland Burkhard Stangl & Ens. Extended Heritage und Bernhard Landauer
Fotonachweis: Carlo Muratori
Carlo Muratori, Gitarre, Gesang Francesco Cali, Akkordeon
Mit dem sizilianischen Liedermacher/Cantautore Carlo Muratori klingt das Festival aus und schließt damit den Bogen, der mit Luciano Berios ‚Folk Songs’ seinen Anfang nahm . Muratoris Kompo-sitionen sind tief in der Folklore, Geschichte und Poesie seiner Inselheimat verwurzelt : in der Taran-tella, in mediterranen und arabischen Anklängen, in der hitzeflirrenden Atmosphäre des italienischen Mezzogiorno und im städtischem Alltagslärm Siracusas. Seine nachdenklichen, introvertierten Balladen haben die Lebenslinien und Fluchtlegenden jener afrika-nischen Emigranten zum Thema, die, in verrosteten Schlepperkäh-nen vor der sizilianischen Küste auf offener See sich selbst über-lassen werden. Sie beschreiben
die Ratlosigkeit und Desorientierung italienischer Soldaten im besetzten Irak: Augenzeugen, Täter und Opfer eines fragwürdigen Kriegs an dem sie nie teilnehmen hätten sollen. Geschichten von Ein-zelgängern, Verlierern und Träumern. Momentauf-nahmen ‚gewöhnlichen’ Lebens, das in Schieflage geraten ist. Aber auch, um einen optimistischen Kontrapunkt ins Dunkel zu setzen: von seltsamen
Liebenden und Lieben, bevor-zugt von jenen ungewissen Aus-gangs. Auch sie wollen besungen sein: ‚stranu amuri’ eben.
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cembran keller22.00 Uhr
cantari, cantari …(Ausklang mit Buffet)
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Brucknerhaus
Untere Donaulände 7
4010 Linz
+43.732.7612-0
www.brucknerhaus.at
cembran keller
Kellergasse 6
4020 Linz
+43.732.651692
www.cembran.at
afo architekturforum oö
Herbert-Bayer-Platz 1
4020 Linz
+43.732.786140
www.afo.at
dombücherei
Stifterstraße 6
4020 Linz
+43.732.778200
www.dombibliothek.at
40
VorverkaufBrucknerhaus-KasseUntere Donaulände 7, 4010 LinzTel.: +43 732 77 52 30Fax: +43 732 76 12 - 2170E-Mail: [email protected]
EintrittspreiseTagespass: € 18,– (Erwachsene)€ 10,– (Jugendliche bis 26, Zivil- und Präsenzdiener, Invalide)Freie Platzwahl
Festivalpass f ür alle Veranstaltungen€ 45,– (Erwachsene)€ 25,– (Jugendliche bis 26, Zivil- und Präsenzdiener, Invalide)
ErmäßigungenClub-Ö1-Mitglieder: 10% ErmäßigungLinz09: 50% ermäßigt (Linz09 Insider, Linz09 Card)
Linz09 InfocenterHauptplatz 5, 4020 LinzTel. +43 732 7070 - 2009E-Mail: [email protected]
Tickets auch erhältlich bei allen Ö-Ticket Verkaufsstellenund online unter www.linz09.at
kartEnVErkauf
ULRICHSBERGER KALEIDOPHON2009
30.04. - 02.05
JazzatEliEr ulrichsBErg
Lauren Newton & Vladimir TarasovJoëlle Léandre „Can you ear me?“Qwat Neum SixxTilbury / Léandre / NortonTanja Feichtmair „Omnixus“Aki Onda & Alan LichtPeter Evans QuartetMorton Feldman “For John Cage”Six Plus One “Weaving Sounds”Behavior PatternCirculasione Totale OrchestraPeter Ablinger “Landschaftsoper Ulrichsberg” www.JazzatEliEr.at
künstlerische leitung, konzept und redaktion: Peter Leisch
Programmierung: Peter Leisch, Alois Fischer jun.
Produktion: Brucknerhaus, Marie-Therese Rudolph
marketing: Günther Herzog
Pr & Öffentlichkeitsarbeit: Gernot Kremser
grafik: Werbeagentur moremedia (Mario Boro)
festivalsujet: Norbert W. Hinterberger
Festival 4020.mehr als musik ist eine Veranstaltung der LIVA
zusammen mit Linz Kultur und Linz09.